
„Wie nachhaltig ist mein Unternehmen?“ Ein erster Blick mit dem B Impact Assessment

Lisa
30. Juni 2025
Ein Satz, den man schnell sagt, aber was bedeutet das konkret? Wie misst man eigentlich, wie „gut“ oder „wirkungsvoll“ man wirtschaftet? Genau an diesem Punkt hat uns das B Impact Assessment (BIA) abgeholt. Für uns war es der Startpunkt in Richtung B Corp-Zertifizierung und gleichzeitig ein echter Perspektivwechsel.
Impact messen: Verschiedene Wege zum Ziel
Es gibt zahlreiche Ansätze, um unternehmerische Wirkung zu messen. Einige Unternehmen nutzen die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen als Rahmen, andere setzen auf ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) oder entwickeln eigene Wirkungslogiken. Für Unternehmen, die eine ganzheitliche Betrachtung ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung anstreben, bietet das B Impact Assessment von B Lab einen strukturierten und umfassenden Ansatz.
Was das BIA leistet und warum es sich lohnt
Das BIA ist ein umfangreicher Online-Fragebogen, mit dem Unternehmen ihre Wirkung in zentralen Bereichen analysieren können. Mit der Einführung der neuen Standards im April 2025 wurden die bisherigen fünf Kategorien erweitert und durch sieben Impact Topics ersetzt:
- Purpose & Stakeholder Governance
- Climate Action
- Human Rights
- Fair Work
- Environmental Stewardship & Circularity
- Impact Management
- Equity, Diversity & Inclusion
Diese neuen Standards setzen voraus, dass Unternehmen in jedem dieser Bereiche Mindestanforderungen erfüllen, anstatt wie zuvor einen Gesamtscore von mindestens 80 Punkten zu erreichen. Dies soll sicherstellen, dass Unternehmen nicht in einem Bereich herausragend sein können, während sie in anderen Defizite aufweisen.

Übersicht der neuen sieben Impact Topics (seit April 2025)
Im Unterschied zu anderen Ansätzen zur Wirkungsmessung bringt das BIA einige Besonderheiten mit: Während ESG-Kriterien oft kapitalmarktorientiert sind und vor allem Investierenden als Entscheidungsgrundlage dienen, liegt der Fokus beim BIA stärker auf der unternehmensinternen Weiterentwicklung. Die SDGs wiederum bieten einen globalen Orientierungsrahmen, bleiben aber auf Unternehmensebene oft vage. Und auch Wirkungslogiken, wie sie in der Projektarbeit häufiger genutzt werden, sind zwar hilfreich, verlangen jedoch viel Eigenentwicklung und methodisches Know-how.
Das BIA ist kostenlos und offen für Unternehmen jeder Branche und Größe. Es stellt gezielte, teils unbequeme Fragen:
- Wie inklusiv ist eure Unternehmenskultur wirklich?
- Wie transparent ist eure Gehaltsstruktur?
- Wie messbar ist euer ökologischer Fußabdruck?
Schon nach kurzer Zeit merkt man: Das ist kein Wohlfühl-Tool, sondern ein echter Kompass für unternehmerische Wirkung. Denn es konfrontiert mit unbequemen Fragen und deckt auf, wo Klarheit, Strukturen oder messbare Ziele fehlen. Das mag herausfordernd sein und ist aber genau deshalb so wertvoll: Es bringt blinde Flecken ans Licht, schafft Orientierung und hilft, Prioritäten neu zu setzen.
Kriterium | BIA | ESG-Kriterien | SDGs | Wirkungslogik (z. B. IOOI) |
---|---|---|---|---|
Zielsetzung | Interne Reflexion, kontinuierliche Verbesserung | Externe Berichterstattung, Risikobewertung | Globaler Orientierungsrahmen | Projektorientierte Wirkungsmessung |
Art der Analyse | konkrete Fragen & Nachweise | Variabel, oft oberflächlich | Abstrakt, nicht unternehmensspezifisch | methodisch aufwendig |
Zielgruppe | Unternehmen jeder Größe | Investierende, Stakeholder | Politik, Zivilgesellschaft, Unternehmen | Organisationen mit Wirkungsauftrag |
Aufwand | Hoch, aber strukturiert & geleitet | Mittel bis hoch (je nach Standard) | Gering, wenn als Rahmen genutzt | Hoch, hohe methodische Anforderungen |
Vergleichstabelle einiger Methoden zum Messung des unternehmerischen Impacts
Unsere Erfahrung bei Peerigon
Wir haben das BIA sowohl im Rahmen unserer ersten B Corp-Zertifizierung als auch jetzt im Zuge der Rezertifizierung durchlaufen. Es ist ein zentraler Bestandteil des gesamten Prozesses und ist jedes Mal intensiv und herausfordernd.
Was uns besonders geholfen hat: Das BIA deckt nicht nur Lücken auf, sondern macht auch vorhandene Stärken sichtbar. Zum Beispiel:
- Unsere flexiblen Arbeitsmodelle und Mitgestaltungsmöglichkeiten im Team.
- Der offene, partizipative Ansatz unserer Entscheidungsfindung.
- Unser kontinuierliches Engagement für Klimaschutz und soziale Projekte.
Und ja, es gibt immer auch Baustellen. Das BIA hat uns aufgezeigt, in welchen Bereichen wir noch zielgerichteter vorgehen möchten: bei der Dokumentation, der Wirkungsmessung und der Festlegung langfristiger Ziele.
Wie lange dauert das Ausfüllen des B Impact Assessments?
Die Zeit, die für das Ausfüllen des BIA benötigt wird, variiert je nach Unternehmensgröße, Komplexität und vorhandener Dokumentation. Für kleine bis mittelgroße Unternehmen kann das zwischen einem und drei Monaten in Anspruch nehmen, je nachdem, wie zugänglich die nötigen Daten sind und wie gut Prozesse intern bereits dokumentiert wurden.
Vor allem die erste Zertifizierung kann sehr zeitintensiv sein. Mit Unterbrechungen und parallelen Projekten hat unser erster Durchlauf insgesamt rund anderthalb Jahre gedauert, wobei mehrere Kolleg:innen involviert waren. Für die aktuelle Rezertifizierung ist der Aufwand bisher geringer: für das Ausfüllen inkl. Verification Phase haben wir rund 50 Arbeitsstunden investiert.
Dieser Aufwand mag zunächst abschreckend wirken, doch er bietet eine echte Chance, dein Unternehmen strukturell weiterzuentwickeln und nachhaltige Prozesse zu implementieren. Und das Beste: Man muss sich nicht zwingend zertifizieren lassen. Das BIA lässt sich auch unabhängig vom offiziellen Zertifizierungsprozess als wertvolles Tool nutzen, als Reflexionsrahmen oder zur kontinuierlichen Verbesserung des eigenen unternehmerischen Impacts.

Prozess der B Corp Zertifizierung
Für wen ist das BIA geeignet?
Ganz ehrlich: Für alle, die es ernst meinen mit unternehmerischer Verantwortung. Ob Start-up, KMU oder gewachsenes Unternehmen; das BIA kann ein wertvoller Einstieg oder Katalysator sein. Selbst wenn keine B Corp-Zertifizierung angestrebt wird.
Es braucht dafür nur zwei Dinge: Zeit und die Bereitschaft, wirklich hinzuschauen.
Vier praktische Tipps für den Einstieg ins B Impact Assessment
1. Realismus schlägt Wunschdenken: Antworten sollten auf tatsächlich Umgesetztem basieren, nicht auf Plänen oder Absichten. Nur Maßnahmen, die bereits gelebt und belegt sind, zählen.
2. Dokumentation ist Trumpf: Viele Fragen verlangen nach schriftlichen Nachweisen. Wer Richtlinien und Prozesse dokumentiert, punktet nicht nur im BIA sondern schafft auch intern Klarheit.
3. Nachhaltigkeit ist Teamarbeit: Das BIA betrifft nicht nur eine einzelne Rolle, sondern das gesamte Unternehmen, von der Geschäftsführung bis zu den Mitarbeitenden. Klare Zuständigkeiten und ein einfacher, gut funktionierender Wissensaustausch helfen hier enorm.
4. Es ist ein Tool, kein Test: Das BIA ist nicht dazu da, um zu „bestehen“, sondern um zu lernen. Es zeigt, wo man steht und hilft einem dabei zu erkennen wo man hinwill.
Fazit: Ein Tool, das den Blick nach vorn schärft
Das B Impact Assessment ist mehr als nur ein Bewertungstool, es ist ein Reflexionsrahmen. Es hilft dabei, die eigenen Stärken sichtbar zu machen, Verbesserungspotenziale zu erkennen und konkrete nächste Schritte zu definieren. Für uns war es ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Verantwortung und Wirkung und wir können es jeder Organisation empfehlen, die Wirtschaft neu denken will.
🤖 Statement zur Verwendung von KI in diesem Artikel: Dieser Artikel wurde von Menschen geschrieben (danke für das Feedback Philipp und Meaku!). Wir haben jedoch KI für die Recherche und zur Verbesserung des Schreibstils verwendet.
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